Organisationen, die sich als menschenrechtliche präsentieren, verschließen ihre Augen vor den ungeheuerlichen Geschehnissen im Schwarzen Afrika, – erklärte der Patriarchalexarch gegenüber der Nachrichtenagentur Sputnik.
Organisationen, die sich als menschenrechtliche präsentieren, schließen ihre Augen vor ungeheuerlichen Geschehnissen im Schwarzen Afrika, wo die Lage der Christen kritisch wird, – so der Patriarchalexarch Metropolit von Klin Leonid.
— Laut neusten Statistiken ist das Niveau der Christenverfolgungen in der Welt in letzten 30 Jahren erheblich gehoben. In der Region des Schwarzen Afrikas (in Afrika südlich von Sahara), insbesondere in Nigeria, ist eine sehr gespannte Situation gebildet. Das Problem ist seit langem bekannt und seine Maßstäbe vergrößern sich. Warum lässt sich die Situation nicht unter Kontrolle bringen?
— Tatsächlich, in letzten Jahren und Jahrzehnten verschlimmert noch die Lage der Christen in der Region des Schwarzen Afrikas (südlich von Sahara). Ungeachtet dass die Anzahl der Christen in dieser Region dynamisch wächst, werden sie doch hier schärfsten Verfolgungen ausgesetzt, und Nigeria gilt heute als das Land, wo Christenverfolgungen am größten sind. Monatlich, wenn nicht wöchentlich, tötet man Christen systematisch aus Gründen der Religion. Warum lässt sich die Situation nicht unter Kontrolle bringen? Weil, unserer Ansicht nach, um sie verbessern zu können, muss man in erster Linie offen und echt der Wahrheit ins Gesicht sehen und auf allen Ebenen gestehen, – auf der internationalen, auf der staatlichen, – dass nämlich der Genozid an den Christen geschieht und ausgerechnet – Glaubensverfolgen und nicht irgendeine politisch motivierte Auseinandersetzungen aus ethnischen oder sozialen Gründen, wie man es darzustellen versucht. Das sind Verfolgungen aus Religionsgründen, Verfolgungen aufgrund des Glaubens, und solange diese Wahrheit zum Diskussionsgegenstand und zum Anlass für konkrete Handlungen nicht wird, ändert sich die Situation nicht. Und wenn wir offen über das fortbestehende Problem nicht reden, die Dinge beim Namen nicht nennen, wird dieses Problem nie gelöst. Heute betrifft es nicht nur Nigeria, sondern auch zum Teil die Nachbarländer – Niger, Kamerun, Mali, Burkina Faso. Es kann vorausgesetzt werden, dass jene Kräfte, die von der Destabilisierung im Zentrum und im Westen Afrikas profitieren, instrumentalisieren gerade die im Norden Nigerias bestehende Probleme im Bereich interreligiöser Auseinandersetzungen.
— Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht nötig, um Christen in Afrika und im Nahen Osten besser zu schützen?
— Die Russische Orthodoxe Kirche hat eine klare Vision, eine deutliche Antwort auf diese Frage. Seine Heiligkeit Patriarch Kirill deutete an, als er am Beginn des sog. «Arabischen Frühlings» Syrien besuchte, dass die Hauptaufgabe religiöser Persönlichkeiten der ganzen Welt vor allem sei, die Wahrheit über die Lage der Christen dort, wo sie den Verfolgungen ausgesetzt werden, der Weltgemeinschaft nahezubringen. Den wahren Sachverhalt nicht verschweigen zu lassen, die Augen auf die ereignende Geschehnisse nicht zu verschließen, ihre Stimme unermüdlich zu erheben, indem diese alle möglichen Treffen und darüber hinaus größere internationale Plattformen, angefangen mit der UNO und bis hin zu größten humanitären und friedensstiftenden Organisationen auf unserem Planet. Das ist der erste Schritt auf dem Weg zum Schutz der Christen Afrikas und des Nahen Osten.
Der nächste Schritt ist der Appell zu konkreten Handlungen, um mit vereinten Anstrengungen den leidenden Christen humanitäre Hilfe leisten zu können, womit das Patriarchalexarchat sich aktiv beschäftigt.
Zugleich sollen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, damit der Genozid an den Christen als ein politischer Faktor zur Verschärfung der Situation in diesen oder jenen Ländern und zum Wechsel politischer Regimes nicht benützt werden kann. Besonders wichtig ist es zu unterstreichen, dass die Anrufung nicht nur innenpolitischer Kräfte, sondern ausgerechnet der äußeren Spieler, die sich heute in die Situation in vielen Ländern einmischen und versuchen, den religiösen Faktor für eigene Zwecke zu verwenden, aktuell ist. Dies geschieht buchstäblich in allen afrikanischen Ländern, wo Christenverfolgungen stattfinden und nicht nur in Afrika.
— Die Weltgemeinschaft verfolgt aufmerksam den Menschenrechtsschutz in westlichen Ländern. In Afrika und im Nahen Osten ereignen sich heute ungeheuerliche Verbrechen gegen Christen. Bekommt dieses Problem genügende Aufmerksamkeit seitens der Weltgemeinschaft?
— Wie gesagt, es gibt eine riesengroße Dysbalance zwischen der Aufmerksamkeit internationaler Organisationen, sogar der am autoritativsten, wie etwa die UNO, für die Situation mit Menschenrechten in westlichen Ländern, für dasselbe Thema Ukraine, das heute auf der Tagesordnung einflussreicher Sprecher der Weltöffentlichkeit steht, wobei es, wie wir wissen, eine einseitige Beleuchtung hat, und an die Lage der Völker Afrikas und des Nahen Ostens. Die Organisationen, die sich als menschenrechtliche positionieren, verschließen ihre Augen auf ungeheuerlichen Geschehnisse in dieser Region, wo die Lage der Christen bedrohend kritisch ist.
Was sich bislang in Syrien, im Irak, in Jemen ereignet, kann man als sich jahrelang wiederholende Tragödie sowie für Christen, als auch für andere Bevölkerungsgruppen, bezeichnen. Zugleich hört man davon auf hohen internationalen Plattformen nichts, oder Informationen darüber kommen sehr selten ans Licht. Über Jemen spricht man gar nichts; und dort setzen sich ununterbrochen Krieg, Hungersnot, fort – und ein wirkliches Aussterben der Bevölkerung als Resultat dieser Ereignisse. Und wenn man von Afrika spricht, – was zu unserer direkten Kompetenz gehört, – so kann man in diesem Bezug vielleicht die Hälfte der Länder des Kontinents aufzählen. Das wird eine lange Liste sein, wo die ungeheuerlichen Verbrechen gegen die Menschenrechte geschehen, auch aus religiösen Gründen; das Leiden der Bevölkerung unter dem Mangel an Lebensmitteln, was die westliche Länder so zynisch manipulieren, wenn die Rede von der Blockade der Nachschubslieferungen aus Russland ist oder davon, dass diese Lieferungen weitergehen.
Es wird deklariert, dass Afrika Lebensmittel bekommen wird, und alle diese Lebensmittel setzen sich irgendwo in Europa fest und zur Beute derselben europäischer Agenten werden, die sich mit dem Weiterverkauf sowohl der Lebens-, als auch der Düngemittel und so weiter beschäftigen. Man manipuliert die Probleme Afrikas, seine Nöte sogar auf solchem globalen Ebene. Aber, in dem wir darüber reden, dass man viele Länder Afrikas in dieser Reihe problematischer Länder auflisten kann, wo die Menschenrechte verletzt werden, möchte ich in erster Linie nicht darauf einen Akzent setzen, dass diese Länder einige Schwachstellen in ihrer inneren Struktur haben. Wir kritisieren in diesem Hinblick nicht die Behörden dieser oder anderer Länder, weil, wenn wir von afrikanischen Problemen sprechen, so ihre hauptsächliche Besonderheit darin besteht, dass sie von außen inspiriert sind. Man darf nicht vergessen, dass Afrika ein ressourcenreicher Kontinent ist. Das ist jene Region, wo die Bodenschätze vorhanden sind, ohne welche die Existenz moderner Großkonzerne unmöglich wäre, auch im Felde der IT-Industrie. Afrika ist ein Kontinent, wo die Arbeit der einheimischen Bevölkerung einfach barbarisch ausgebeutet wird. Das ist sehr billige Arbeitskraft. Um vor Hunger nicht zu sterben, müssen die Menschen an Schächten und Mienen unter unwürdigen, unerträglichen Bedingungen arbeiten. Um die Bevölkerung Afrikas in solchem Zustand halten zu können, bedarf man der Manipulationen, die mit Situationsverschärfung in diesen oder jenen Ländern, mit den Kriegen verbunden sind, irgendwelcher inneren Auseinandersetzungen, insbesondere der religionsbezogenen. Es ist sehr bequem, im Trüben zu fischen, was die internationale Großkonzerne in erster Linie treiben, die Afrika als eine Region zur Wiederauffüllung ihrer Ressourcenbasis benützen. Das ist ja das Hauptproblem. Es gewinnt sicherlich keine Aufmerksamkeit seitens der internationalen Gemeinschaft. Die Situationsanalyse kann darüber hinaus zu dem Gedanke hinführen, dass ein Teil der Weltgemeinschaft, der sozusagen am zivilisiersten ist, die Probleme Afrikas beinahe im eigenen Interesse benützt. Heute stehen wir gerade in diesem Punkt der Diskussion afrikanischer Probleme. Gott gebe, dass die Situation, als die stärkste Weltspieler die Afrikaner für eigene Zwecke instrumentalisieren, zu Ende kommt. Wir ergreifen unsererseits alle möglichen Maßnahmen zum Schutz der Christen und zur Hilfe an die Bevölkerung afrikanischer Länder und werden sie weiter ergreifen.